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Vom Brutei zum Zuchttier
Zum Thema Bruteilagerung und der eigentlichen Brut schreibe ich auf den nächsten Seiten. Diese Seite soll der Aufzucht der Tiere gewidmet sein. Jeder Züchter freut sich, wenn im Spätwinter/Frühjahr die ersten Küken schlüpfen und stellt sich evtl. schon vor, wie sich diese auf der Geflügelschau dem interessierten Publikum präsentieren. Bis dahin ist es für den Züchter aber noch ein langer Weg.
Entnahme der Küken aus der Brutmaschine
Bei der Entnahme der Küken aus der Brutmaschine beginnt die eigentliche Aufzucht. Trotz idealer Brutbedingungen kann es immer mal wieder zu Küken mit lebensbeeinträchtigenden Fehlentwicklungen kommen. Hierzu gehören vor allem Kreuzschnäbel, Spreizbeine oder andere Skelettdeformierungen. Küken mit derartigen Beeinträchtigungen erlöse ich in der Regel direkt von ihrem Leid. Wer Falkner oder Schlangenbesitzer kennt, der kann solche Tiere auch noch einen letzten Sinn geben. Diese Praxis klingt zwar für den ein oder anderen Hobbyhalter hart, ist aber für den Züchter gängige Praxis und dient letztendlich dem Wohl der Tiere und der Erhaltung eines gesunden Zuchtbestandes und somit dem Rassenerhalt.
Es lassen sich bei vielen Rassen an dieser Stelle auch schon Zuchtfehler wie z.B. falsche Gefiederfarben, mangelnde Zehentrennungen, Entenzehen, fehlende Laufbefiederung oder andere rassespezifische Fehler erkennen, welche das Leben der Tiere jedoch nicht beeinträchtigen. Für diese Tiere habe ich immer eine Menge an Hobbyhaltern, die sich darauf freuen, anstelle von langweiligen Legehybriden, vitale und interessante Rassehühner zu halten. Oft sind solche ausselektierten Tiere bei mir schon vor dem Schlupf reserviert.
Die Küken der verschiedenen Zuchtlinien werden direkt bei der Entnahme aus der Schlupfhorde mit entsprechenden farbigen oder durchnummerierten Ringen markiert. Hier werden Band-, Clip- oder Spiralringe bei diversen Firmen angeboten. Ich bevorzuge die farbigen Clipringe.
Die ersten Wochen - Kükenaufzucht
Wer es gesund und munter aus dem Ei geschafft hat, der darf es sich bei Wasser, Futter und Wärme im Kükenheim gemütlich machen.
Die ersten 24h ist es normal, dass die Küken noch nicht viel fressen, da sie noch von ihrem Dottersack zehren. Danach gehen sie jedoch eigenständig auf Futter- und Wassersuche. Sollten sie das Futter einmal nicht annehmen, so kann man sie auch durch "picken" mit dem Finger im Futter zum Fressen animieren.
Das Kükenheim
Als Kükenheim kann theoretisch alles dienen - vom Schuhkarton über den umgebauten Schuhschrank, der alten Ferkelbox bis hin zum eigens dafür reserviertem und eingerichtetem Raum habe ich schon alles gesehen.
Wichtig ist, dass das Kükenheim frei von Zugluft, trocken ist und sich gut reinigen lässt. Aus meiner Sicht haben sich hier Betonböden bewährt.
Die Einstreu
Zu achten ist auch auf die richtige Einstreu. Unter der Lampe darf es gerne feiner, trockener Quarzsand sein, da dieser die Wärme gut speichert, er nicht brennbar ist und die Küken darin staubbaden können. Auch für die Verdauung ist dieser nicht schädlich.
Im übrigen Kükenheim bieten sich Strohhäcksel oder Hobelspäne an. Persönlich habe ich die beste Erfahrung mit gehäckseltem Rapsstroh gemacht (Bezug von der Raiffeisen).
Torf und Sägemehl haben sich aufgrund der hohen Staubentwicklung als ungeeignet erwiesen. Ganzes Stroh oder Spreu weisen eine ungenügende Saugfähigkeit auf und sollten wenn am besten mit anderem Material gemischt werden. Papierschnitzel haben sich ebenfalls nicht bewährt, da sie in feuchtem Zustand schwierig zu handhaben sind.
Von Heu ist dringend abzuraten, da es zu Kropfvertopfungen führen kann.
Bei Wachteln und Ziergeflügel aber auch bei Hühnern ist auch die Haltung auf Draht/ Rost eine Alternative mit Vorteilen. Die Tiere stehen hier nicht im eigenen Kot, was eine geringe Keimbelastung zur Folge hat. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Maschenweiten nicht zu gross sind, damit die Tiere nicht mit den Läufen durchrutschen. Bei zu kleinen Maschenweiten wiederum bleibt der Kot hängen. Hier ist Austesten angesagt.
Die Temperatur
Das Verhalten der Küken zeigt an, ob die Temperatur im Stall optimal ist. Bei zu geringer Temperatur drängen sich die Tiere zusammen und es kann zu Erdrückungen kommen. Ist die Temperatur zu hoch, liegen die Tiere mit geöffnetem Schnabel und gespreizten Flügeln auf der Einstreu. Eine gleichmäßige Verteilung der Küken zeigt an, dass die Temperatur optimal ist.
Wachteln und Ziergeflügel benötigen eine etwas höhrere Temperatur von anfangs etwa 38°C. Bei Hühnerküken kann die Temperatur am Anfang bei ca. 36°C gehalten werden. Die Temperatur kann im Laufe der Aufzucht wöchentlich um 2°C reduziert werden. Ich gewährleiste dies z.B. dadurch, dass die Kükenlampen an einer Kette hängen und somit höhenverstellbar sind. Die Raumteperatur im Kükenaufzuchtraum sollte mindestens 10°C betragen, ideal wären 15-20°C. Je konstanter die Raumtemperatur umso besser.
Nach ca. 8 Wochen sind die meisten Rassen soweit durchgefiedert, dass sie keine Wärme mehr benötigen. Sie können dann bei entsprechender Witterung auch schon bei Aussentemperaturen von über 10°C draussen gehalten werden (geschützter Stall wie immer vorausgesetzt). Langsam befiedernde Rassen können zunächst noch mit reduzierter Wärme im Stall bleiben.
Das Futter
Der Handel bietet viele gute Aufzuchtfutter an, die als Alleinfutter gefüttert werden können. Wertvolles Beifutter kann jeder nach Belieben hinzufügen.
Ich rate aus Erfahrung zu geschrotetem Futter bzw. Mehl, da dies von den Tieren gut aufgenommen wird und gut verdaulich ist. Ausserdem sind die Tiere im Gegensatz zu pelletiertem Futter länger beschäftigt und kommen nicht auf andere dumme Gedanken.
Das Wasser
Die ersten Tage gebe ich meinen Küken schwach konzentrierten Kamillentee, da dieser erfahrungsgemäß förderlich für die Verdauung ist. Danach gebe ich frisches, klares Wasser, welches ich mit einem Schuß Apfelessig versetze. Dies beugt einerseits Bakterienbildung vor und versorgt gleichzeitig die Tiere mit Vitaminen.
Das Wasser sollte immer so erhöht stehen, dass die kleinsten Tiere gerade noch rankommen, damit möglichst wenig Dreck in die Tränken gescharrt wird.
Wertvolle Zusätze
Schon im Alter von einigen Tagen können Grünfutter (gehackte Petersilie, Möhren und Oregano) und andere Zutaten mit auf dem Menüplan stehen. Gekochte Eier stellen eine hervorragende tierische Eiweißquelle dar, zumal sie von den Küken äußerst gern aufgenommen werden und beim Züchter in allerbester Qualität vorhanden sind. Oregano wirkt vorbeugend gegen Kokzidien und ist daher als Beifutter in geringen Mengen empfehlenswert.
Möhren wirken sich positiv auf Lauffarbe und Gefiederfarbe aus. Bei weissen Rassen ist jedoch Vorsicht geboten, da diese von zuviel Carotin ein gelb-schmutziges Gefieder bekommen können.
Zusätzlich lassen sich ein vitaminisiertes Mineralstoffgemisch oder zerkleinerte Eierschalenstückchen, die als hochverwertbare Calciumquelle dienen, Bierhefe und andere Zusätze sehr gut untermischen. Bierhefe ist eine mit Vitaminen, Mineralien und Aminosäuren voll gepackte Wirk –und Nährstoffbombe, die das Abwehrsystem der Tiere unterstützt und ausgeglichenes Wachstum und eine rasche Federbildung garantiert. Gehaltvolle Futter wie Bierhefe und Quark dürfen immer nur einen kleinen %-Teil des Futters ausmachen, da die Tiere sonst schneller wachsen als es ihrem Skelett gut tut und es zu Deformierungen kommen kann.
Selbstverständlich ist auch auf die von jeher bewährte Zugabe von kleingeriebenen Möhren, die vor allem durch einen sehr hohen Karotingehalt gekennzeichnet ist, nicht zu verzichten. Wichtig ist dabei, dass den zerkleinerten Möhren ein Schuss Speiseöl zugefügt wird. So lösen sich die lipophilen Vitamine und können besser aufgenommen werden. Der Vielfalt der Grünfutterarten sind keine Grenzen gesetzt. Vielen bekannt und seit jeher bewährt haben sich ebenfalls Zwiebeln und Knoblauch, die ebenfalls für die Abwehr und Verdauung förderlich sind. In den meisten Gärten auch günstig zu bekommen sind Vogelmilbe und Brennnessel.
Die weitere Zuchtarbeit
Wenn die Tiere mit etwa 8 Wochen aus dem Kükenheim in den Aufzuchtstall umgesetzt werden ist auch der ideale Zeitpunkt zum erneuten selektieren und beringen.
Die Tiere werden nun nach weiteren Zuchtmerkmalen überprüft, hierzu gehören z.B. Kammfehler, grobe Formfehler, Lauffarbe, Gefiederfarbe, lose Hauben und andere rassespezifische Merkmale. Die nicht zuchtgeeigneten Tiere werden an Hobbyhalter oder Geflügelhändler abgegeben um genügend Platz für die Aufzucht der Zuchttiere zu haben. Tiere, welche für die Zucht als potentiell geeignet erscheinen bekommen nun die BDRG-Ringe aufgezogen und werden mit Abstammung ins Zuchtbuch geschrieben.
In der Regel werden zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Hähne von den Hennen getrennt um diese optimaler auf die Bedürfnisse abgestimmt füttern zu können. Die Hähne bekommen beispielsweise eiweissreicheres Futter.
Weitere Selektion der Tiere
In regelmäigen Abständen werden Tiere, die sich nicht dem Rassestandard entsprechend entwickeln, ausselektiert und an Hobbyhalter abgegeben oder der ein oder andere Hahn landet mal im Backofen bzw. im Suppentopf.
Schauvorbereitung
Ca. zwei bis drei Wochen vor einer Schau suche ich mir die Tiere aus, welche ich ggf. ausstellen möchte. Die Tiere werden einige Tage zu Hause an den Schaukäfig gewohnt, damit sie sich auf der Schau optimal präsentieren.
Am Tag vor dem Einsetzen erfolg das Putzen der Tiere. Die Läufe und Ringe werden gewaschen, genauso wie evtl. verdrecktes Gefieder. Einzelne Federn dürfen an dieser Stelle gezogen werden, wenn sie das Gesamtbild stören. Die Läufe und die Kämme werden leicht eingeölt, damit sie einen schönen Glanz bekommen. Seidenhühner werden vor der Schau gewaschen und geföhnt, da sich in deren Gefieder erfahrungsgemäß mehr Staub und Dreck sammeln und andererseits damit das Federkleid mehr Volumen bekommt.
Schaunachbereitung
Nach der Schau werden die Tiere erstmal zur Beobachtung noch ein paar Tage seperat in Quarantäne gehalten, bevor sie bei festgestellter Gesundheit zu den anderen Tiere zurück dürfen.
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